Professor Wunderlich ist ein echtes Original. In seinen Gesprächen und Handlungen treibt er die Dinge gerne in satirischer Weise auf die Spitze. Ob er seine harmlose Nachbarin über das Wesen des ewigen Glücks belehrt oder den Gästen eines Freibades eine Predigt über die Gefahren der Milchwirtschaft hält, er steht dabei immer auf dem sicheren Grund der Etymologie.
Professor Wunderlich ist allerdings eine Kunstfigur. Er ist der Protagonist einer Reihe von Kurzgeschichten, die in der Wochenzeitschrift >Zeit im Spiegel< erscheinen. Die eigentliche Hauptfigur des Romans DOMINO ist Alfred Winterlig, der Autor dieser Geschichten.
DOMINO – Darunter verstand man ursprünglich einen Kapuzenmantel italienischer und spanischer Geistlicher. Seit dem 18. Jahrhundert bezeichnet man mit DOMINO auch ein venezianisches Maskenkostüm, das aus einem langen schwarzseidenen Cape mit Kapuze besteht. Auch die Person, die es trägt, kann man DOMINO nennen. Das DOMINO-Spiel hat übrigens seinen Namen vom Jubelruf eines Abtes, den dieser nach jedem gewonnenen Spiel ausgerufen haben soll.
Alfred Winterlig, ist so ein DOMINO. Er ist ein vom Glück nicht verwöhnter, alleinstehender älterer Herr, der in seinen satirischen Kurzgeschichten als Professor Wunderlich verkleidet auftritt. Er, der Langweiler, maskiert sich mit Mut, Eloquenz und noch einigen anderen Eigenschaften, die ihm in seinem eigenen Wesen abgehen. Winterlig hofft über diese schriftstellerische Schiene seine eigenen Lebensfragen lösen zu können. In seinem Wesen spielt seine christliche Grundhaltung mit seinem naturwissenschaftlichen Weltbild DOMINO.
Bei allem Witz, den er schriftlich zuwege bringt, geht es Winterlig um die ernsten Themen des Lebens, wie um das Leben selbst, um das Sterben und natürlich um die Liebe. Im Großen um die Liebe als Urgrund des Lebens, im Kleinen wäre Alfred Winterlig aber schon damit zufrieden, wie sein Alter Ego, Professor Wunderlich, geliebt zu werden. Alfred Winterlich verehrt nämlich eine Dame sehr, Lisa, während er dem Professor Wunderlich, seinem Deckmäntelchen in der Schattengeschichte, eine Lore zugeschreibt. Lisa kennt seine Zeitungsgeschichten und weiß auch wer dahintersteht. Bald erkennt sie im Flirt zwischen Lore und dem wunderlichen Professor ihre eigenen Erlebnisse mit Winterlig und beginnt darauf zu reagieren. Daraus ergibt sich ein DOMINO-Spiel zwischen ihr und Winterlig.
Im Roman folgt auf jede der 51 skurrilen Wunderlich-Geschichten eine Episode aus dem Realleben des Autors und darauf wieder eine Zeitungsgeschichte. Das wirkt wie wenn beim DOMINO-Spiel die Spielerinnen und Spieler ihre Steine passend aneinander legen und dadurch vom Hundertsten ins Tausendste kommen.