Die Abenddämmerung mühte sich das von der Wärme des Tages ermattete Land zu laben, der Bauer saß müde vom Tagwerk auf seiner Hausbank und der Knecht schlurfte ziellos über den Hof. Dessen Anblick brachte den Bauer in eine Stimmung, wie sie manchmal über ältere Männer kommt, wenn sie durstig sind und sich nach Gesellschaft sehnen. Der Schalk saß ihm bereits erwartungsfroh im Nacken und gab ihm folgende Worte ein: »Friedl, komm her, setz dich zu mir!« Der so Angesprochene empfand es als Ehre vom Bauern zu einem Gespräch gebeten zu werden und nahm neben ihm auf der Bank Platz. »Der Most is guat, die Nocht is lang, i werd dir a Gschicht erzöln. Mogst as hean, Friedl?« Die Augen des Knechtes begannen zu leuchten. »Ja, Bauer, i mog die Gschicht hean.« – »Na dann schenk dir an Most ein, weil die Gschicht is goa lang.« Das ließ sich der Friedl nicht zweimal sagen. »I werd dir die Gschicht vom Birnbam erzöhn«. Der Bauer deutete mit seiner Pfeife lässig hinüber zum Baum, der unweit des Hofes in der Dämmerung stand. Es war der berühmteste Baum des ganzen Landes, dessen Geschichte wohl jedes Kind im Dorfe bis ins Detail kannte. Aber wenn es einen Becher Most gab und der Bauer dazu einlud, war es nicht nur gut sondern auch richtig seine Geschichtskenntnisse aufzufrischen. »I werd dir die Geschichte vom Birnbam auf dem Walserfelde erzählen. Der Bam hat eine gar lange Geschichte, woast du des?« Friedl setzte den Becher ab, um seinem Bauern zu antworten. »Jo, Bauer, des woas i. Der is uralt.« – »Uralt is er, der Birnbam, Jo, des stimmt, Friedl. Und weißt auch, warum der Birnbam so alt ist?« Die Augen des braven Friedl wurden vor interessierter Vorfreude ganz weit. »Na, Bauer, des woas i net.« – »Der Bam is so alt, weil sich koana traut ihn umz’schlogn, so is des.« – »Jo Bauer, warum traut si denn koana den Bam umz’schlogn?« Der Bauer senkte seine Stimme zu einem lauten Flüstern und deutete dem Friedl ihm sein Ohr zu leihen. »Wer den Bam umschlogt, stirbt keines natürlichen Todes und, als ob des net scho Strof gnua wär, er kann außerdem a koane Buama kriagn! Des is so sicher wia der Tod selbst!« Erschrocken fuhr der Knecht zurück. »Jetzt versteh i, warum der Bam so oit is. Koane Buama, des is schlimm, nur Dirndln, ja, des wär a Strof.«
Als der Krug die beiden Becher zum dritten Male gefüllt hatte, kannte der brave Friedl die ganze Wahrheit über den Birnbaum, sogar dass dieser der Stammvater aller Birnbäume Deutschlands ist. Das Wie und Warum hatte er nicht behalten, dazu hatte sich der Bauer zu unklar geäußert. Und dass der Baum für sein hohes Alter verdammt dünn war, schien ihm nicht allzu bedeutsam zu sein. Natürlich kannte er jetzt auch die ganze Wahrheit über Kaiser Karl, der im nahen Untersberg, betreut von den zwergenhaften Untersberger Mandln, schläft und auf seinen großen Auftritt am Ende aller Zeiten wartet. Wenn nämlich die schwarzen Vögel nicht mehr um den Berg kreisen werden, wenn des Kaisers Bart schon unzählige Male um den steinernen Tisch gewachsen sein wird, wenn also die Not am größten sein wird, werden ihn die Mandln wecken und ihm all diese schrecklichen Nachrichten noch vor dem Frühstück beibringen. Aber dann, aber dann geht’s erst richtig los. Dann wird der alte Kaiser alle seine Getreuen zusammenkratzen, mit ihnen zum Birnbaum auf dem Walserfeld reiten und die Mutter aller Schlachten schlagen. Er, der Gute, wird gegen das Böse kämpfen, wie noch nie ein Herrscher gegen das Böse gekämpft hat, kein amerikanischer in Vietnam oder im Irak, kein russischer in Afghanistan oder in Syrien, oder wo er eben das Böse ausgemacht hat. Aber wehe, wehe, wenn der alte Kaiser und seine alten Recken nicht fit genug wären die Bösen aus dem Walserfeld zu fegen, wehe, wehe! Dann würde es Feuer regnen wie seinerzeit in Hiroshima und die Reiter der Hölle werden aus ebendieser über alle Guten kommen und deren Seelen einsammeln. Friedl ließ den vierten Mostbecher stehen. Bei diesen Aussichten schmeckte der beste Birnenmost nicht mehr.
In den nächsten Tagen freute ihn nicht einmal mehr die Arbeit, so sehr ging ihm die Sache mit der Entscheidungsschlacht im Kopf herum. Eine Schlacht auf dem Walserfeld konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Es gab zwar eine riesige Kaserne in der Gemeinde und einen nicht weit entfernten Flugplatz, aber wo sollte Platz sein für die Heere, die aufeinander prallen sollten? Wo? Zwischen der Bundesstraße und der Autobahn standen überall Häuser, Einkaufszentren und Hotels, und abseits davon waren die Felder der Bauern. Und in der Saalachau konnte man bestimmt nicht gut kämpfen, weder als Guter noch als Böser. Ob Kaiser Karl das überhaupt wusste? Je länger er über dieses Problem nachdachte, desto weniger konnte er dem Gedanken an eine Schlacht etwas Gutes abgewinnen. Die Chancen, gegen die Bösen zu bestehen, schätzte er ohnedies nicht hoch ein, die waren den Guten ja immer einen bösen Schritt voraus. Seit wann schlief eigentlich dieser Heerführer der Guten im Untersberg schon? Seit dessen letzter Schlacht müssen doch schon hunderte Jahre vergangen sein. Er musste den Bauern fragen, der würde das wissen. Und ob der gute Kaiser oder einer seiner Krieger mit der neuesten Technik vertraut ist, war auch die Frage. Die aktuellen Traktoren oder Mähdrescher waren ja auch viel raffinierter gebaut als ihre Vorläufermodelle. Das war bei Kanonen und Panzern und all diesen Fliegern bestimmt nicht anders. Ob der alte Kaiser schon einmal eine Drohne gesehen hat? Der würde bei dem Wort sicher an unbewaffnete Bienen denken. Friedl bekam bei all diesen Gedanken ein ziemlich ungutes Gefühl in der Magengrube. Und am dritten Tag nach der erhellenden Unterhaltung mit dem Bauern stand es für ihn fest. Er musste etwas tun, er konnte nicht mehr länger zuschauen.
Jetzt muss man wissen, der Untersberg ist kein gewöhnlicher Berg, vom Kaiser Karl ganz abgesehen. Er ist ein schöner Berg. Von der Stadt Salzburg aus gesehen und natürlich auch von Wals aus, wo der Birnbaum steht, ist dieser Berg einfach schön. So muss man sich einen richtigen Berg vorstellen. Es gibt ja auch andere Erhebungen, die man Berg nennen kann, denkt nur an den Wiener Kahlenberg oder an den Arlberg, aber die Wiener Version ist mehr ein Hügel und der Arlberg ist gar kein Berg, der ist ein Pass, dort gibt es keinen Gipfel, der so heißt. Aber der Untersberg ist ein mächtiger Bergstock mit fast 2000 m Höhe, den man schon von weitem sehen kann, weil nördlich von ihm alles flach ist. Auf den Kahlenberg oder den Arlberg fährt man bequem mit dem Auto. Die steilen Kalkfelsen des Untersberges kann man aber so nicht befahren. Friedl könnte eventuell auf seinem Moped bis St. Leonhard reiten und dann die Seilbahn nehmen, aber eigentlich geht man auf den Untersberg, überhaupt wenn man in eine Höhle will. Und genau das wollte Friedl. Er wollte die Höhle finden, in der die Untersberger Mandln dem alten Friedenskaiser zu Diensten waren. Was er dort zu tun hatte? Ja was wohl? Friedl war nicht voyeuristisch wie die vielen Menschen die täglich in die Wiener Hofburg rennen, um zu sehen, wo und wie der Allerhöchste wohnt, nein, er hatte ein Anliegen. Kaiser Karl hat aber, wie ihr euch denken könnt, kein BürgerInnenservice installiert, über das man mit ihm einen Briefverkehr oder eine Korrespondenz per E-Mail führen könnte. Die Sache mit der E-Mail war sowieso anachronistisch, aber auch wenn sie es nicht wäre, hätte Friedl keine schreiben können, erstens weil ihm das World Wide Web verdächtig war und zweitens weil er keinen PC bedienen konnte. Also musste er persönlich hin.
Und so bestieg er am Sonntag, gleich nach der Messe, sein Moped, fuhr nach Glanegg am Fuße des Berges und marschierte los. Das Wetter würde halten, so meinte er. In seinem Rucksack hatte er außer einer ordentlichen Jause eine große Taschenlampe und natürlich einen dünnen Regenschutz, außerdem noch einen dicken Anorak, denn in der Höhle würde es kalt sein. Er wollte abseits der Trampelpfade bleiben, schließlich musste er ja eine unbekannte Höhle finden. Aber weit abseits der Wanderwege konnte die fragliche Höhle auch nicht sein, schließlich musste die kaiserliche Unterkunft leicht zu Fuß, vielleichte sogar zu Pferd, aber bestimmt ohne Seil und Pickel erreichbar sein. Der steinalte Kaiser musste doch absteigen können, um anschließend auf das Walserfeld zu reiten. Beim Auffinden der ehrwürdigen Schlafstätte würde er sich ganz auf sein Glück verlassen, schließlich kam er ja in guter Absicht. Vorsichtshalber hatte er in der Frühmesse alle Heiligen angerufen und sie gebeten sein Projekt zu unterstützen, denn Kaiser Karl war ja katholisch. Außerdem, wie war das, was hatte der Bauer noch gesagt? Derjenige, welcher den Eingang zum Zwergenreich findet, würde reich beschenkt werden. Ja, das hatte der Bauer gesagt. Und bisher hatte er noch alle Versprechen eingelöst.
Es ging zügig bergauf, zuerst durch den Wald, dann wurde es steinig und steiler. Nach einer geraumen Weile blieb Friedl stehen, um einen Blick zurück ins Walserfeld zu tun. Mit seinem Blick wollte er den Birnbaum suchen und den in der Nähe gelegenen Hof des Bauern. Aber was er zu sehen bekam, fuhr ihm in alle Glieder. Hinter dem Walserfeld müssten sich eigentlich die Gipfel des Hohen Staufen erheben. Die waren aber nicht zu sehen. Eine dunkle Gewitterwolke war über sie gekommen. Das verhieß nichts Gutes. Gewitterwolken, welche dort auftauchten, kamen gewöhnlich auf die Stadt Salzburg und den Untersberg zu. Und auf diesem war es bei einem Gewitter gar nicht lustig. Wie oft hat man nicht schon von Bergwanderern gehört oder gelesen, welche solche Zeichen zu spät erkannt oder gar missachtet hatten und die das bitter bereuen mussten. Warum ging aber Friedl mutig weiter? Weil er für das Gute zu kämpfen hatte. Weil er sich den Heiligen verpflichtet fühlte. Sie würden ihn leiten und er würde für die gute Sache eintreten. Ja, so war er, der Friedl, heroisch und selbstlos. Der aufkommende Westwind ließ ihn seine Schritte beschleunigen, dieser würde ihn sicher zur Höhle treiben. Friedl fühlte sich vom Wind gemeint. Ein langanhaltendes Donnergrollen nahm er als Bestätigung seiner Meinung. Ja, heute war sein Tag, heute würde er dem Kaiser Karl gegenüber treten. Gerade als der Gehweg zu einer Kletterpartie mutierte, fielen die ersten Tropfen groß und schwer auf seinen Kopf. Instinktiv wandte er sich der Felswand zu seiner Rechten zu und stellte sich unter einen überhängenden Felsen, um den Regenschutz aus seinem Rucksack zu kramen. Es war verdammt steil an dieser Stelle. Ob er doch besser umkehren sollte? Da begann sich sein Rucksack, den er zu seinen Füßen abgestellt hat, zu neigen, fiel dann langsam um und rollte einige Schritte bergab. Friedl sprang ihm nach und erreichte ihn gerade noch, bevor dieser in ein Loch rutschen konnte. Im Vorbeigehen war ihm dieser Spalt in der Wand gar nicht aufgefallen. Er hat ja aufpassen müssen, wohin er trat, er war doch kein Hans guck in die Luft. Aber vielleicht war er ein Hans im Glück? Hatte er während der Messe nicht auch St. Bernhard angerufen, den Schutzpatron der Bergsteiger? Ja, das hatte er. Das viele Wasser, das sich jetzt anschickte den Himmel zu verlassen, um die Mühlen auf Erden zu betreiben, war auch Wasser auf seine Mühlen. Nun war er sicher, die Heiligen würden ihn zu Karl geleiten, das war so sicher wie das Amen im Gebet. Sendungsbewusst schlüpfte er in den Spalt in der Felswand.
Als sich seine Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, getraute er sich einige Schritte hinein in den Berg zu tun. Bald brauchte er die Taschenlampe. Die Wände waren feucht, an einigen Stellen tropfte es sogar von der Decke. Er setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Er war noch nie alleine in einer Höhle. Unter normalen Umständen wäre das auch zu gefährlich, aber heute wusste er sich gut geführt. Der Heilige Bernhard ging direkt neben ihm. Der Gang wurde bald eng und schien ganz zu enden. Fast wäre Friedl darauf reingefallen, er ging aber weiter, kroch sogar ein Stück, folgte einer Biegung und dann hörte er sie. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Wie viele konnten es sein? Vielleicht waren nicht alle wach. Einige schliefen bestimmt, zumindest der Kaiser würde schlafen, denn die Zwerge flüsterten. Ganz, ganz leise flüsterten sie irgendetwas, was er nicht verstehen konnte. Sehen konnte er nichts. Ob sie den Schein seiner Lampe bemerkt hatten? Er schaltete sie aus. Friedl hörte ein andauerndes leises Flüstern und Zischen, das man, wenn man es nicht besser wüsste, für das Säuseln eines kleinen Baches halten konnte oder das Hauchen eines Luftzuges. Er überlegte, wie er weiter vorgehen sollte. Dass er vor gehen würde war ihm aber klar, jetzt gab es kein Zurück mehr. Er wollte die Zwerge ansprechen, alles Weitere würde sich ergeben.
»Grieaß eng Gott, liebe Mandln! I bin’s, der Friedl aus Wals.« Das Säuseln schwoll während dieser Begrüßung kurz an, sie hatten ihn wohl gehört. Aber sonst geschah nichts. Nur leises Flüstern. Er musste sich ihnen wohl zeigen, also schaltete er die Taschenlampe wieder an, machte sich groß und leuchtete in den Saal. Die Lampe war viel zu schwach, um den großen Raum zu erhellen. Im hinteren Bereich des Saales sah er kleine ziemlich schlanke, in graue Gewänder gehüllte Mandln, die keinen Mucks machten. Sie mussten von seiner Erscheinung ganz baff sein. Sogleich drehte er die Lampe wieder ab, vielleicht störte sie ihr Schein. Wer weiß, wann sie das letzte Mal Licht gesehen hatten? Die Kerzen waren ihnen offenbar längst ausgegangen. »Ich bin’s, der Friedl«, wiederholte er den Gruß, »ich grüß euch!« Er versuchte es auf Hochdeutsch. Wieder dieses Anschwellen des Säuselns, aber dann wieder leises Flüstern und Finsternis. »Ich komme aus dem Walserfeld zu euch und habe eine großes Anliegen.« Die Mandln waren ganz Ohr. Friedl hätte erwartet, dass ihm einer von ihnen entgegen treten würde, dann hätte er nicht so schreien müssen. Das war aber nicht so. Auch gut. Er hatte sie mit himmlischer Unterstützung immerhin gefunden, dann wird er wohl auch die nächste Aufgabe meistern. »Eigentlich is mir des ganz recht, dass i nur eng antreffe. Mit seiner Majestät, dem Kaiser, hätt ich eh net so guat redn kenna. I bin jo nur a Knecht, genau wie ihr.« Stille Zustimmung. »I glaub, i muas euch erst amoi derzöhn, wia die Welt draußn ausschaut. Damit ihr verstehts, was i wüll.« Er holte tief Luft.
»Wo ma hinschaut streiten die Leut. Sie streiten um alles, was man si nur denken kann, sogoa wia ma am besten betn tuat. Wenn des der Herr Kaiser wüsst! Nur bei uns dahoam is a Rua.
Wo ma hinschaut is Kriag. In Asien schiassn s‘, in Amerika drübn, wanns wissts, wo des is, nennan sas Wirtschaftskriag, in Afrika kämpfens ums ledge Wossa. Nur bei uns dahoam is a Rua.
Wo ma hinschaut flüchtn die Leit. Sie flüchten vorm Kriag, sie flüchten vor der Hitz, sie rennan von die eigenen Landsleit davon. Nur bei uns dahoam is zum Glick a Rua.«
Friedl ist vor Erregung beim Erzählen immer lauter geworden. Das hat sich auch auf die Mandln übertragen. Je lauter Friedl sprach, desto stärker war ihr Gesäusel. Es war aber immer noch kein Wort zu verstehen. Also redete der Knecht mit Hilfe der Heiligen weiter. Er wollte zum Punkt kommen. »Mei Muata selig hat mir vom Kriag erzöht, der z’letzt bei uns gewütet hat, nix guats, wia ma si denken kann. Da Vater hat mir leider nix dazöhn kenna, der is im Kriag bliebm. Aber an dem Tag, an dem i auf ‚d Welt kumma bin, is da Kriag aus gwesn, drum hat mi mei Muata jo Friedl taufen lassn, versteht ’s, Friedl, do steckt da Frieden drin! Und mei Lebtag hob i bei uns koan Kriag net gsehn! Mei Lebtog is ma guat gangen. I bin bei an Bauern, hob a schene Oabeit und bin z’frieden, versteht ’s.« Jetzt begann er zu dozieren. »Ihr derfz net glauben, dass a Kriag irgendwos besser mocht. Länder werdn verwüstet, d‘ Leit sterbm wia die Fliagn, und die sogenannten Sieger haben nocha a ka Göd mehr und miassn die Besiegten aussaugn wia die Spinnen die totn Schmetterling.« Die Mandln schwiegen betroffen.
»Und jetzt muass i vom Bauern hörn, euer Herr, seine Majestät der Kaiser Karl, soll gweckt werdn, wann die Dohln nimma um an Berg rum fliegn. Jessas, wann ’s nur des wär. I hör scho lang kane Vögl mehr singa, siach kane Schmetterling nimma und find koane Fisch mehr im giftigen Wossa. I hör auf zum Erzähln, weu des verdrießt mi. Oba oans muas i eich sagn: A Schlacht beim Birnbam am Walserfeld mocht die a nimma lebendig. Mit an Kriag is no nia wos besser worn. Also hörts meine Bitte: Losz eam schlofn! Um Gottes Willen, losz den Kaiser oafoch schlofn!« Mit diesen Worten drehte sich der Friedl um, ließ die Stalgagmiten verdutzt zurück und verließ die Höhle im Bewusstsein die Welt gerettet zu haben. Bei Regen, Blitz und Donner eilte er den Berg hinunter, bestieg sein Moped und fuhr zurück ins Walserfeld. Als er später triefnass am Walser Birnbaum vorbeifuhr, rief er ihm zu: »Die Mandln im Untersberg wünschen dir ein langes glückliches Leben!« Und genau das wünschen wir uns und dem tapferen Friedl auch.
„Friedl und der Birnbaum auf dem Walserfeld“ und 26 weitere Geschichten stammen aus dem Buch
SAGENHAFTES aus dem WEINVIERTEL und den anderen Vierteln dieser Welt“.
Es ist im Buchhandel oder beim Verlag EDITION WEINVIERTEL erhältlich
ISBN: 978-3-902589-80-4
https://www.edition-weinviertel.at/shop/catalog/product_info.php?products_id=453